Foto: Schwarzott
Spiel mit Farben und Formen: Gaetano Fiore stellt in den Greisinghäusern aus.
Gaetano Fiore in den Greisinghäusern
INNENSTADT (KU)
Über sich selbst sagt er: „Meine Welt sind die Farben.“ Das darf man dem 1960 in Neapel geborenen Gaetano Fiore glauben.
Seine Ölbilder, die er zur Zeit in den Greisinghäusern ausstellt, verleugnen die Herkunft aus der angewandten Kunst nicht. Schließlich hat Fiore doch eine abgeschlossene Ausbildung als Bühnenbildner, Werbegrafiker und Fotograf. Aber neben seiner Arbeit als Bühnenbildner in seiner Vaterstadt war ihm schon immer die Malerei sehr wichtig. Der Kunstreferent der Diözese, Dr. Jürgen Lenssen, machte bei der Vernissage die Entdeckung, dass Fiore in den Ölbildern vielfach mit den Augen des Bühnenbildners komponiere. Gleichzeitig werde man dazu angeregt, über das Spiel der Formen und Farben außerhalb des Rahmens weiter zu denken. Insofern sei ganz natürlich, dass Fiore auch den Rahmen in die Komposition einbeziehe.
Die großen Vorbilder Kandinsky und Arp sind bei Fiore unübersehbar. Dass seine abstrakten Werke dennoch Eigenständigkeit besitzen, führt zum großen Teil daher, dass er die technischen Errungenschaften, die er sich in der Grafik aneignete, auf die Malerei überträgt: Mit haarscharfter Delikatesse lässt Fiore organische und embryonal anmutende Formen empor wachsen, setzt Wellen in Bewegung oder verebben. Naturhafte Prozesse scheint Fiore für den Betrachter eingefangen zu haben, aber nicht im biologischen Sinne, sondern in der Art einer Wesensschau.
Die Akkuratesse der Ausführung und die auf Harmonie zielende Farbauswahl in allen Bildern rückt viele seiner Bilder freilich gefährlich nahe ans Design. Der kandiniskyschen Formensprache geht deshalb einiges von ihrer ursprünglichen Spannung verloren. Dasselbe gilt auch für das Motiv, das Bild auf den Rahmen hinaus fortzufantasieren, was bekanntlich eine mittlerweile 100 Jahre alte Errungenschaft der früheren Orphisten, etwa Delaunays, ist. Aber das Austragen von großen Dualismen ist Fiores Anliegen nicht. Ihm geht es um spirituelle Evolution, die er in seinen sehr poetischen Bildern zur Anschauung bringt.
Die Ausstellung ist bis zum 15. Juli geöffnet: Heute bis Freitag 13 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr.
Fränkisches Volksblatt, Tageszeitung für Würzburg, 12. Juli 2000
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