Andrea Petrai: über "Liebende Bäume N. 01“ 2009

Vai sul sito in Italiano Site in English

Bäume
Siebdruck

Bäume sehen wie wir aus.

Oder, besser gesagt, sind wir Menschen vielleicht nicht solche, die innerlich jene außerordentlichen Wesen widerspiegeln?

Uns vereint nämlich das gleiche Bedürfnis nach einem Fundament, sind fest an eine Wurzel gebunden, die im Dunkeln eingekeilt ist, um der Herkunft, dem Gedächtnis und der Zugehörigkeit eine Identität zu verleihen.

Derselbe spirituelle Drang erhebt feierlich uns und sie in einer vergesslichen Sehnsucht nach dem Unendlichen, in der kontinuierlichen Spannung zwischen dem Ich und dem Universum, der Gegenwart und der Ewigkeit.

Der Maler-Dichter ertappt hier den Liebeseinklang zweier Bäume und mit der Höflichkeit derjenigen, der die Reize der Natur schützen kann, skizziert er ein Fenster, das diesen Moment unsäglicher Zärtlichkeit blau einrahmt.

Zwei monolithische Passagiere treffen sich, erwidern einander und fangen an, in einer geheimnisvollen Symbolsprache zu sprechen.

Eine neue Resonanz und Verständnis lösen das Wort in eine musterhafte Geste auf.

In den Werken von Gaetano Fiore kann man gut erkennen, dass der Teil der Farbe in der Malerei auffallende Ähnlichkeiten mit einem Fragment in der Dichtung aufweist. In beiden Fällen lässt die Unvollständigkeit des kreativen Handelns unerwartete Erkenntniswege erahnen, die eine vollendete allgemeine Ansicht hingegen unerbittlich verschliessen würde.

Die Schwelle lädt zum Eingang ein, der Schleier franst in ein Netz aus. Der Künstler fühlt sich berufen, einen ungewissen Weg zu unternehmen, der einen fast riskanten Hauch von Abenteuer verlangt, als ob die Farbe implodieren würde, wenn auch mit einer strukturellen Strenge, die Platzwunden erzeugt, welche sich nur gelegentlich durch erkennbare Paradigmen starken suggestiven Wertes vernähen lassen. Zunehmend kräftige, pulsierende Farben entstehen von selbst in jenen Rissen und tauchen dann sublimiert durch ihre eigene Tiefe in das Licht auf, das sie wie ein Magnet anzieht.

In einem solchen Vorgang beginnt die Malerei des Klanges in Formen zu fließen und wie Lymphe durchströmt sie die Vielzahl der Erscheinungen im dialektischen Rhythmus von Sprache und Schweigen.

Also: Malerei, die zum ästhetischen Mittel wird, um einen Klang zu materialisieren; Musik, die das angeschaute Bild abstrahiert und das Erlebnis der Malerei fördert.

Andrea Petrai — 12. Oktober 2011

Zugehörige Artikel

© 2007-2025 Gaetano Fiore. Alle Rechte vorbehalten.